Die Bodenwissenschaften unterteilen sich in:
Geschichte der Bodenwissenschaften im Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz
Der "Lehr- und Forschungsbereich Bodenwissenschaften" im Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) geht zurück auf das vormalige Institut für Bodenkunde mit seinen beiden Lehrstühlen. Das im Jahre 1955 gegründete Institut für Bodenkunde war aus der Geologisch-Mineralogischen Sammlung im Institut für Boden- und Pflanzenbaulehre der Landwirtschaftlichen Fakultät hervorgegangen.
Als erster Direktor führte Eduard Mückenhausen das Institut von 1955 bis 1975. E. Mückenhausen wäre 2007 100 Jahre alt geworden; ihm zu Ehren veranstaltete das INRES - Bodenwissenschaften im Februar 2007 ein Gedenkcolloquium [Programm als pdf]. E. Mückenhausen und sein Nachfolger H. Zakosek (1975-1986) widmeten sich insbesondere der Bodengenese einschließlich der Paläopedologie sowie der Bodensystematik und -geographie. Mückenhausens Beiträge prägen bis heute entscheidend die Systematik der Böden Deutschlands. Sein Lehrbuch „Die Bodenkunde und ihre (…) Grundlagen“ war und ist ein Standardwerk. H. Zakosek fokussierte die standortkundlichen und bodengenetischen Fragen auf rezente und reliktische Steppenböden in Europa und Asien, außerdem auf Weinbergsböden. Sehr früh griff H. Zakosek auch Probleme einer nachhaltigen Bodennutzung wie Nitratauswaschung, Bodenerosion u.a. auf. Die radiometrischen Methoden von H.W. Scharpenseel (1965-1976) ergänzten die Forschung zum zeitlichen Verlauf der Bodenentwicklung und des Stoffumsatzes in idealer Weise. Durch die Bestimmung radioaktiver und stabiler C-Isotope sowie die gezielte Markierung organischer Stoffe konnten Fragen zu Humusstruktur und -umsatz aufgeklärt werden. H. Wiechmann (1976-1987) beschäftigte sich gleichfalls mit der Genese von Böden und Paläoböden und setzte dabei einen Schwerpunkt auf die Bodenhydrologie. Über viele Jahre wurde die bodengenetische Forschung in der Bonner Bodenkunde durch eine leistungsfähige Mikromorphologie maßgeblich unterstützt.
Einen neuen Schwerpunkt setzte Gerhard W. Brümmer (1986-2004) mit seinen Arbeiten zur Dynamik von Schadstoffen in Böden. Dabei standen die Bindung, Mobilität und Bioverfügbarkeit von Schwermetallen im Mittelpunkt, aber auch organische Xenobiotika wurden untersucht.
Unter A. Skowronek (1988-2011) rückten die Paläopedologie und Bodengeographie, insbesondere der Tropen und Subtropen, sowie die Bodenerosion erneut in den Vordergrund. Erstmals wurden Ursachen und Teilprozesse der Erosion detailliert erforscht und damit das Verständnis dieser global wohl wichtigsten Bedrohung der Bodenfruchtbarkeit wesentlich erweitert. Die Degradierung tropischer Böden war hierbei ein wichtiger Schwerpunkt.
W. Amelung (seit 2004) setzte neue Schwerpunkte, die aber auch die Traditionen des Hauses fortführen. Im Fokus stehen Fragen zur Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Bodennutzung und zur Regeneration von Böden. Mit Stabilisotopenmethoden wird die C- und N-Dynamik in Böden unter dem Einfluss von Klima und Bodennutzung untersucht; auch P ist Gegenstand dieses Schwerpunktes. Die Aufklärung des Verhaltens organischer Fremdstoffe konzentriert sich auf moderne Pflanzenschutz- und Arzneimittel. Neue Sensormethoden, die z.T. nicht-invasiv im Feld eingesetzt werden können, ermöglichen einen nie gekannten Probendurchsatz und liefern mittels multivariater statistischer Auswertung vielfältige Informationen zu den raumzeitlichen Mustern der Kohlenstoff- oder Nährstoffdynamik im Boden bzw. zur Erfassung der Bodenheterogenität im Feld. Dies bildet eine wichtige Grundlage, um standortangepasste Verfahren der Präzisions-Landwirtschaft weiter zu entwickeln.
Mit C. Knief (seit 2012) ziehen molekularbiologische Methoden in die Bonner Bodenkunde ein. Die klassische Bodenmikrobiologie, die kontinuierlich seit Mückenhausen und zuletzt von G. Welp vertreten wurde, wird neuerdings erweitert zu einer „Mikrobiologie der Rhizosphäre“, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Kommunikation zwischen Bodenmikroorganismen und Pflanze z.B. bei der Nährstoffaufnahme aufzuklären.
Die Erkenntnisse aus mittlerweile 57 Jahren bodenkundlicher Forschung in zwei Lehrstühlen haben zu einem besseren Verständnis von Prozessen der Bodenentwicklung, des Stoffumsatzes in Böden, des Schadstoffdynamik und der Bodendegradierung beigetragen, und sie bilden Grundlagen für eine nachhaltige Nutzung der Lebensgrundlage „Boden“ jetzt und für künftige Generationen im Sinne einer nachhaltigen Bioökonomie.